Jazz-Kalender
24.04.24 13:35:32|Besucher online: 809|Konzerte:89|gerade gesucht: Werner Krogmann

Achim Tang - Tørn

Joe Hertenstein - Drums, Philip Zoubek - Piano

Email: Email schreiben

Homepage: jbartists.com

"Jawohl, dieses Album enthält mehr oder minder FreeJazz - aber so gut hat FreeJazz selten geklungen. (... ) Die Musiker sind auf der Höhe ihrer Zeit.
Achim Tang ist Improviser in Residence in Moers 2011. In dieser Eigenschaft steht ihm ein Platz im Hauptprogramm des Festivals zu - mit Tørn wäre dieser glänzend besetzt. “ - Michael Ruesenberg, WDR, 3/2011

Flagge englisch Flagge englisch Achim Tang - Tørn

TØRN
Philip Zoubek - Piano
Joe Hertenstein - Drums
Achim Tang - Bass

TØRN ist ein improvisierendes Ensemble der aktuellen Musik!
Der spezifische Sound der Band entsteht durch die hohe Transparenz der
energiegeladenen Improvisationen, in denen die vier Solisten ihre Musik entwickeln. Die
Entscheidung, trotz des improvisatorischen Ansatzes im Ensemblespiel und trotz der
Verortung der Protagonisten im grossen Feld der offenen Improvisation zwischen Neuer
Musik und Punk Rock, Kompositionen (eigene und fremde) zur Grundlage der Musik zu
machen, hat zur Konkretisierung des gemeinsamen musikalischen Weges in dieser
besonderen Band entscheidend beigetragen. 


TØRN wird anlässlich des moers festival den Pariser Klarinettisten Joris Ru¨hl einladen,
und gemeinsam mit ihm ein Programm auf die Bu¨hne bringen, welches aus Stu¨cken von
Achim Tang besteht, der in diesem Jahr als „Improviser in Residence“ in Moers lebt und
arbeitet. In den ersten Monaten seiner Residenz entstehen als Grundlage der
Performance im Festivalzelt motivische Kompositionen und musikalische Fragmente, die
dem Freiheitsdrang der Band Rechnung tragen, und die dennoch die spezifische Farbe
der Musik von TØRN transportieren.


Michael Ruesenberg ueber die CD „crespect“, erschienen auf 2nd floor, 02/11:


„Nicht ueberall wo „Skandinavien“ draufsteht, ist auch Skandinavien drin. Das „Schauspiel
Køln“ agiert nach wie vor am Rhein, es ist dem nordic chic so erlegen wie flußabwärts
das „Moers“ Festival - und hier TØRN, gleichfalls aus Köln, wenngleich keine Gruppierung
aus Kölnern.
Wir befinden uns im Jazz, und da sollten wir einer solchen Namensgebung
erfahrungsgemäß keine besondere Bedeutung beimessen. Der Name "TØRN", so hören wir
denn auch vom Produzenten dieses Albums, Dietmar Hagen Horn, sei „lautmalerisch aus
Assoziationen wie ´die Musik dreht und wendet sich´, ´wie ein Rad´ ... (to turn), die Musik
´turned´ (im Sinne von Rausch) oder ist wie ein (Segel)-Törn. Dem allen liegt zugrunde,
dass sich die drei Musiker Zoubek, Tang und Hertenstein selbst von dieser Musik bewegt
fu¨hlen und es Ihrem Trio eine Bewegungsrichtung verliehen hat, diesen emblematischen
Namen zu fuehren“. Die skandinavische Darstellung TØRN solle diese Bedeutungen
auffangen und zugleich kaschieren, „da es von der Schreibweise von allen Assoziationen
abweicht diese aber lautmalerisch korrekt wider gibt“.
Wie gesagt, wir befinden uns im Jazz - und dies ist jetzt deskriptiv im Hinblick auf die
Musik gemeint. „crespect“ lässt sich vollständig mit dem Besteck unserer schönen Gattung
beschreiben, und dazu gehört auch der Rahmen - nämlich zwei Stuecke aus den „short
early pieces 1958-64“ von Carla Bley.
Das ist klug gewählt, denn die Kuerzelmelodik dieser wenig bekannten Bley-Stuecke kommt
dem dramaturgischen Gestus dieses Trios sehr entgegen: es hält sich nirgends lange auf.
In diesem Zusammenhang mag man auf „The Grips“ verweisen, das mit 0:55 kuerzeste von
fuenf kurzen Stuecken des Albums, die wunderbare Preziosen sind, gestaltete Scharniere
zwischen dem Davor & Danach. Man kann aber auch auf das mit 8:58 längste Stueck, das
Titelstueck „Crespect“, verweisen: die Musik dieses Trios wechselt permanent die
Aggregatszustände.
„Crespect“ beginnt rubato mit einem schwer fassbaren Thema im Piano, man könnte dies
durchaus eine „skandinavische Anmutung nennen“, solche Momente kennt man auch vom
Bobo Stenson Trio, das Stueck kommt frei-metrisch in Fahrt, kehrt immer wieder auf seine
Themen-Partikel zurueck, und nach gut 3 Minuten nimmt es sehr frei flottierende Rock-
Akzente an Bord.
Apropos Bobo Stenson, ein so wunderbar fließendes, frei-tonales Stueck wie „Farago“
könnte man sich auch dort denken. Aber das wär´s dann auch mit den nordischen
Referenzen. Das so pausenreich durchsiebte staccato von „Pol“ wäre wohl eher im
deutschen Expressionismus zu Hause.
Jawohl, dieses Album enthält mehr oder minder FreeJazz - aber so gut hat FreeJazz
selten geklungen. Das mag an der hochkonzentrierten Aufnahmesitzung liegen, vier
Stunden im Loft in Köln, nur ein Schnitt, die gute Mikrofonierung von Stefan Deistler und
nicht zuletzt das Mastering durch Markus Schmickler, der nun gar nicht im Jazz,
sondern in der Elektro-Akustischen Musik zu Hause ist.
Selten z.B. klingt ein Kontrabass so kontrabassig wie hier, so hölzern, kräftig, sehnig, mit
so wenig „Bauch“. Das liegt an der Handhabung durch Achim Tang, geboren 1958 in
Berlin, nach einer Ausbildungschleife in Graz/Österreich seit 2006 in Köln ansässig.
Nicht nur Tang, sondern die Interaktion des ganzen Trios - mit dem 1978 in
Niederösterreich geborenen, jetzt gleichfalls in Köln lebenden Philip Zoubek und dem
1977 im Schwarzwald geborenen, in New York lebenden Joe Hertenstein - beschert dem
technischen Stab reichlich Futter.
Dazu gehören insbesondere zwei „Klangstuecke“ (tracks 3 und 5), die in konzentrierter
Form darbieten, was in Besetzungen wie dieser als Abfall, als akustische Suchbewegung
zwischen zwei rhythmisch-melodischen Inseln, häufig unter den Tisch fällt. Hier erstrahlen
sie in zwei sehr eigenen Dramaturgien, insbesondere der „maritimen“ Stimmung von „The
Flaps“, wo der Pianist Zoubek auch den Resonanzraum seines Instrumentes zum Partner
macht.
Oder nehmen wir den dezent eingesetzten Schellenring in der Ballade „Prag“, es sind
immer wieder solche Kleinigkeiten, die - neben den strukturellen Errungenschaften, wo die
Musiker auf der Höhe ihrer Zeit sind - den Charme dieses Albums ausmachen.
Achim Tang ist improviser in residence in Moers 2011. In dieser Eigenschaft steht ihm
ein Platz im Hauptprogramm des Festivals zu - mit Tørn wäre dieser glänzend besetzt.“