Jazz-Kalender
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Hübner, Albert 'Abbi'

Albert Hübner "Abbi"

Instrument(e): Trompete, Gesang, Waschbrett

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Homepage: abbihuebner.de

"Eines Tages im Jahre 1949 sprang mich die Jazzmusik wie ein wildes Tier aus einem alten Radioapparat an und hat mich nie wieder losgelassen! " (Abbi Hübner)
Heute, 2016, ist Abbi Hübner, mit seinen 83 Jahren, 'dienstältester' Hamburger Jazzmusiker, der seit 1954 ununterbrochen -in guten wie in schlechten Zeiten- auf der Hamburger Szene spielt und somit dafür Sorge getragen hat, daß der Hot Jazz, obwohl von den Medien weitgehend ignoriert, nicht völlig in Vergessenheit geraten ist.

Flagge englisch Albert Hübner "Abbi"

Hübner kam zur Musik durch das Wirken der alliierten Soldatensender BFN und AFN (British- bzw. American Forces Network). "Musikalisch bin ich ein Kind des BFN und AFN. Eines Tages sprang mich die Jazzmusik wie ein wildes Tier aus einem alten Radioapparat an und hat mich nie wieder losgelassen! " Das Unheil nahm seinen Lauf, als seine Mutter 1951 ihre gesamte Weihnachtsgratifikation von 65, - DM opferte und ihm eine alte Trompete schenkte, obwohl er warmer Socken und neuer Unterhosen dringender bedurft hätte. Den Ansatz, nämlich "wie man in eine Trompete hineinbläst" schaute er sich von einer Armstrong Fotographie ab. Bis 1954 nahm er Unterricht bei Günter Schoof, dem Küster der Hauptkirche St. Petri in der Mönckebergstraße in Hamburg. 1954 spielte er bereits bei 'Rommy Baker's Dixieland Wanderers' und war nach Jörg von Morgen, Heinz Junghans und Gerhard Vohwinkel der vierte Trompeter in Hamburg, der Dank der, wenn auch unabgeschlossenen, klassischen Ausbildung eine Melodie ordentlich vortragen konnte, ohne auf dem Instrument "herumsuchen" zu müssen.

Im gleichen Jahr Gründung der Low Down Wizards, die Band spielte in der 'Captain's Cabine' des Asiahofes im Zippelhaus. 1956 für ein gutes halbes Jahr als Profi im Original Barrelhouse Orchestra mit längerfristigen Engagements im 'Zero' Hamburg und der Bremer 'Palette'. Während der Zeit in Bremen kam es zu Rundfunkaufnahmen für Radio Bremen, von denen drei im Jahre 2004 auf der Doppel CD 'New Orleans Joys' (Abbi Hübner: 50 Years in Jazz) veröffentlicht wurden, fast 50 Jahre nach ihrer Einspielung! 1956 lehnte Hübner ein höchst schmeichelhaftes Angebot von Arne Papa Bue Jensen ab, er wollte sein Studium fortsetzen und gründete die Jailhouse Jazzmen, mit denen er in Hamburg Karriere machte und 1962 und 1963 jeweils die Bandbattle um den Titel 'Beliebteste Jazzband Hamburgs' gewann. 1956/58 sprang er vertretungsweise auch des öfteren bei der Riverside Jazzband ein. Schallplattenaufnahmen mit den Jailhouse Jazzmen 1958 für Storyville. 1961 und 1962 privat mitgeschnittete Bandaufnahmen wurden über 20 Jahre später auf der LP 'Jailhouse Jazzmen play King Oliver' veröffentlicht. 1964 Abschied von den Jailhouse Jazzmen und Gründung der Abbi Hübner's Low Down Wizards zusammen mit Peter 'Banjo' Meyer. Gert Goldenbow (tb) und Claus Jürgen Möller (cl), heute noch Mitglieder der Band, sind von Anfang an dabei. Eine kleine Formation der Low Down Wizards nennt sich Hot Hamburgers und spielt ohne Saxophonisten, eine andere Hot Swingsters und spielt ohne Posaune und Klarinette.

Hübner war Gastmusiker in folgenden Kapellen:

Art Hodes Trio - Jazz Lips Hamburg - Jürgen Stephans Sidneys Blues, Berlin - King Oliver Heritage Jazzband, Hamburg/Frankfurt/London - Maryland Jazzband of Cologne, Kölln - Old Time All Stars Hamburg - Original Storyville Jazzband, Wien - Papa Bues Viking Jazzband, Kopenhagen - Peter Meyers Hamburg All Stars und European All Stars - Reimer von Essens Buddy Bolden Band und New Orleans Band - Riverside Jazzband, Hamburg - Trevor Richards Trio, London, Berlin, USA.

Er spielte mit folgenden großen schwarzen Musikern zuammen:

George Lewis, Kid Ory, Albert Nicholas, Ikey Robinson, Alton Purnell, Emmanuel Sayles, Gene Conners, Major Holley, Leroy Jones, Lillian Bouttee, Janice Harrington

Hübner machte Schallplatten mit folgenden Bands und Musikern:

Original Barrelhouse Orchestra und Skiffle Group, Hamburg - Jailhouse Jazzmen, Hamburg - Abbi Hübner's Low Down Wizards, Hamburg - Albert Nicholas - Old Time All Stars, Hamburg - Art Hodes Blues Serenaders, USA, England, BRD - Barrelhouse Jazzband, Frankfurt - Reimer von Essens Buddy Bolden Band und New Orleans Jazzband, Frankfurt - Gene Conners - King Oliver Heritage Band, Frft, Londen, Hamburg.

Literatur über Abbi Hübner:

Mediziner Portrait

'Der Arzt mit der goldenen Trompete'

Deutsche Ärztezeitung Nr. 20, 1984

'Abbi Hübner Discographie' Euro Discos Nr. 16

Gerard Bieldermann, Ervin Elvers, Zwolle, 1988, 3. Auflage 2003

'Solo für Abbi' ein Gedicht von Wolfgang Rischer in dem Gedichtband ' Landvermessung'
Davids Drucke, Göttingen, 1988

'Dr. med. Albert 'Abbi' Hübner gilt als der Großvater der Hamburger Jazzszene'
Werner Loosen, Ärztliche Praxis 44, Jhrg. Nr. 81, 1992

'Arzt und Bandleader Dr. Albert 'Abbi' Hübner'
Wolfgang Kreussler, Deutsche Ärztezeitung Nr. 26, 1995

'Abbi Hübner, eine Jazz-Legende schon zu Lebzeiten'
H. J. Strade in 'Die Welt am Sonntag', 3. 2. 2003

'Abbi Hübner feiert seinen 70. in Bargteheide'
M. Tabel im Hamburger Abendblatt, 7. 2. 2003

'Hamburger Jazzlegende Abbi Hübner"
von W. Hilgers Weber im Hamburg Führer, April 2003

'Abbi Hübner Biographie'
in 'Das große Buch der Trompete' S. 654, 657, 677
von Friedel Keim, Schott Verlag, Mainz, 2005

'Dr. med. Jazz Abbi Hübner'
Oktober Heft, Nov. 2005

'Hamburg Musik' S. 181/182
J. Mischke, Hoffmann & Campe Verlag, Hamburg, 2008

'Abbi Hübner Biographie'
in der Encyclopedia of Jazz Musicians unter www. jazz. com/encyclopedia/hubner

Hamburg, Deine Perlen - Die einzigartige Musikszene der Hansestadt

Jürgen Rau, Edition Temmen, Bremen 2011

Abbi Hübner veröffentlichte ein Buch über Louis Armstrong 1994 im Oreos Verlag
'Louis Armstrong, sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten', Waakirchen, 1994 - das nach seinem Erscheinen von Michael Naura in Die Zeit und Werner Burkhardt im Hamburger Abendblatt als Sachbuch des Jahres 1994 gefeiert wurde.

Im April 2015 erschien sein Buch "Spaß-und ParOdiesvogel im Nest der Weltliteratur", im Klönschnack Verlag, Tel. Nr.: 040 / 86 66 69 0, ISBN 978-3-945940-00-6

Er veröffentlichte zahlreiche Gedichte in Zeitungen und Anthologien, schrieb viele Kapitel in Klaus Neumeisters Büchern 'And our Hearts in New Orleans' und 'Begegnungen', und in 'Swinging Hamburg, Jazz in Hamburg von A bis Z' von Gerhard Klußmeier; unter 'Cradle of Jazz' die Entwicklungsgeschichte des Jazz, die im Swinging Hamburg Journal als Fortsetzungsfolge gedruckt wurde.

1976 gab es ein Riesenkonzert unter dem Motto '25 Jahre Abbi Hübner', das vom NDR aufgezeichnet und in Folge von fast allen Sendeanstalten der BRD ausgestrahlt wurde.

1986 spielten die Low Down Wizards in Hark Bohms Film 'Der kleine Staatsanwalt' die Begleitmusik und Abbi Hübner zusätzlich sich selbst.

1986 und 87 drehte der Regisseur Fritz Peters einen Film über den englischen Musiker Ken Colyer. Abbi Hübner interviewte im Rahmen dieses Portraits Ken Colyer und die Elite der Englischen Jazzmusiker. Kurios: Zunächst wollte niemand diesen Film veröffentlichen, doch Fritz Peters blieb hartnäckig. Fast 20 Jahre später, 2008, hatte er Erfolg: Die Hamburger Firma Membran veröffentlichte das Material als DVD und CD, 20 Jahre nach Colyers Tod unter dem Titel: 'I did it for the Music' ISBN Nr. 978-3-86735-593-3. Fritz did it for Ken & Friends.

Epilog

Keine Zeichen, keine Wunder,
märchenfern: Es war einmal,
scheint auch Mond, die fette Flunder
ungerührt auf Busch und Tal.


Blühen auch Jasmin und Flieder
uns, wer weiß wie lange noch,
pfeifen wir nicht schon die Lieder
leise aus dem letzten Loch?

Fünfzig Jahre auf der Szene,
sind vorüber wie ein Wind,
weint uns jemand eine Träne
nach, wenn wir gegangen sind?

(Abbi Hübner)