Jazz-Kalender
27.04.24 02:24:41|Besucher online: 2162|Konzerte:90|gerade gesucht: Katy Kay
DEPOT.

DEPOT.

Ein Experimentalfilm von Andreas Körner mit Live Musik von Michael Schulz (Saxophon)

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Homepage: schulz-saxophon.de

2007/08 - offizielles Konzertprogramm
Im Sommer 2005 - jeweils morgens und abends - entstehen die Aufnahmen vor Ort im Außengelände des Militärhistorischen Museums Dresden. Der Jazz-Saxophonist Michael Schulz improvisiert auf Bariton- und Tenorsaxophon eigens für dieses Projekt skizzierte Stücke. Andreas Körner filmt ihn dabei mit einem Minimalaufwand an digitaler Technik und unter offensiver Einbeziehung von Außengeräuschen.
2006 erschien bei mlm die DVD "DEPOT. ein Film von A. Körner

Flagge englisch DEPOT.

An zwei Tagen im Sommer 2005 - jeweils morgens und abends - entstehen die Aufnahmen vor Ort im Außengelände des Militärhistorischen Museums Dresden. Der Jazz-Saxophonist Michael Schulz improvisiert auf Bariton- und Tenorsaxophon eigens für dieses Projekt skizzierte Stücke. Andreas Körner filmt ihn dabei mit einem Minimalaufwand an digitaler Technik und unter offensiver Einbeziehung von Außengeräuschen.

Depot [dep'o, frz. ] … Aufbewahrungsort

Eine trügerische Idylle. Unter hohen Bäumen gelegen, von der Sonne bestrahlt, urwüchsig und ruhig, ab und an sind in der Ferne Kirchenglocken zu hören. Ein stiller und scheinbar abgelegener Ort.

Wären da nicht diese Gestalten...

Sie entstammen einer dem allmählichen Vergessen anheim fallenden Zeit - wann war die doch gleich? -, einer heute nicht mehr real existierenden Idee namens Sozialismus. In Stein und Stahl verewigt stehen, sitzen und liegen sie hier, die Männer, die Soldaten und Helden, Frauen und Kinder, regungslos, der Natur und den Jahreszeiten preisgegeben. Aufbewahrt. Deponiert.

Aber nicht vergessen. Ein Besucher schaut herein, Michael Schulz betritt die Szenerie, in der Hand seine Saxophone. Die stummen Zeugen der Vergangenheit treffen auf einen Zeit-Genossen und seine Musik. Doch ganz anders als ehedem wird kein Marsch geblasen, liegen die Finger nicht am Abzug eines Gewehres, sondern bewegen die Klappen eines Instruments. Musik durchdringt die Luft.

Mit scheinbar unbewegter Miene lauschen sie den Klängen der Saxophone, Alt und Bariton, die mal laut, mal leise, aber immer emotional und eindringlich, den sonst so stillen Ort mit Leben erfüllen. So intensiv, einfühl- und mitteilsam, dass man meint, in dem einen oder anderen sonst stets ausdruckslosen Antlitz ein Lächeln zu entdecken, einen Moment der Irritation, oder gar den Wunsch abzulesen, sich der eigenen steinernen Hülle entledigen zu wollen.

Gibt es für diese sprachlosen Relikte eine Zukunft? Ein Entrinnen?

Aus diesem schon surreal anmutenden Biotop der Geschichte? Wo beständig Gras, Unkraut und Sträucher über alles wachsen, was ihnen im Wege steht und liegt.

Vielleicht weist die Musik einen Weg. Schließlich unterliegt auch sie immer wieder willkürlichen Mächten, die vermeintlich missliebige Töne aus der Welt verbannen, sie in ein Depot des Vergessens stecken. Bis sich eines Tages Türen öffnen...

Wie skurril: der Besuch des Saxophonisten, die gegenseitige Wahrnehmung auf Augen- und Ohrenhöhe, findet ausgerechnet hier statt – und anscheinend ist diese Begegnung nur an diesem einen Ort möglich. Im Depot.

Armin Koch

2006 erschien bei mlm records die DVD "DEPOT. ein Film von Andreas Körner" mit Live Musik von Michael Schulz