Jazz-Kalender
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Fables & Fiction

Fables & Fiction(6/2012)

Daniel Prandl Quartett

Gute Geschichten brauchen keine Worte, manchmal ist die Musik der beste Geschichtenerzähler. Wer das nicht glaubt, möge sich die neue CD „fables & fiction“ von Daniel Prandl anhören.

Daniel Prandl Quartett

Daniel Prandl Quartett

Das Daniel Prandl Quartett: Vier Ausnahmemusiker der süddeutschen Szene zwischen Stuttgart und Mannheim präsentieren programmatischen Jazz, der von einer starken europäischen Identität geprägt ist.
Nach dem Debüt "Fables & Fiction" (JnA 5912, 2012) folgt 2015 "The Hero's Journey" (CR 73394), ein zwölfteiliger Zyklus basierend auf Joseph Campbell's "Der Heros in tausend Gestalten".

Prandl, Daniel
Daniel Prandl
Piano
Körner, Kristof
Kristof Körner
Schlagzeug / Vibraphon
Kühn, Axel
Axel Kühn
Bass
Fuhr, Wolfgang
Wolfgang Fuhr
Tenorsaxophon, Sopransaxophon

Gute Geschichten brauchen keine Worte, manchmal ist die Musik der beste Geschichtenerzähler. Wer das nicht glaubt, möge sich die neue CD „fables & fiction“ von Daniel Prandl anhören. Zusammen mit seinen drei Mitstreitern Wolfgang Fuhr (Saxofone), Axel Kühn (Bass) und Kristof Körner (Schlagzeug) hat der Mannheimer Pianist neun Stücke eingespielt, die von Figuren, Geschichten und Legenden aus Literatur und Mythologie inspiriert sind. Schriftsteller wie Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler oder Franz Kafka standen dabei Pate. Wobei es Prandl bei seinen Eigenkompositionen nicht darum geht, die Literatur eins zu eins in der Musik zu spiegeln – das wäre einem wie ihm viel zu wenig. Das geschriebene Wort dient dem Jazzmusiker lediglich als Zündfunken: „Man sollte es sich nicht so konkret vorstellen: so, jetzt lese ich ein Gedicht von Gottfried Benn und dann entsteht ein Stück.“ Prandls Modern Jazz lebt von einer verspielten Schlichtheit, er tänzelt, groovt, swingt oder schleicht: manchmal wechseln die Klang-Charaktere (wie in den literarischen Vorlagen) binnen kürzester Zeit.

„Larifari lehne ich grundsätzlich ab, ich brauche klare Statements.“ Sätze wie diese aus dem Munde Prandls sitzen, Nachfrage zwecklos und irgendwie auch überflüssig. Wenn er loslegt, hat der Klangästhet ganz klare Ideen, die in Kopf und Fingern lange Jahre gereift sind. Zwar lebt Jazz maßgeblich von Improvisation und Spontaneität, dem Zufall überlässt der gebürtige Bayer dennoch nichts. So absurd es auch klingen mag: erst eine intensive Vorbereitung bringt Prandl das gute Gefühl, so richtig frei (und befreit) aufspielen zu können. Diese Tiefgründigkeit hört man seinem Klavierspiel jederzeit an, Prandl ist ein feinfühliger Magier der Zwischentöne.

 „Ich brauche erst mal eine Melodie, die mir Spaß macht.“ Manchmal reicht Prandl eine kleine Idee, es darf aber gerne auch mal etwas opulenter sein. Mal sind seine Stücke durcharrangiert, mal wird einfach drauf losgespielt. Klingt nach Beliebigkeit, ist es aber nicht. Mannigfaltigkeit lautet das Zauberwort: der Jazzpianist will die Möglichkeiten aus den Parametern, die die Musik zu bieten hat, komplett ausreizen. Sein Quartett bietet ihm dabei weitaus mehr als Rückendeckung, man legt Wert auf ein ausgewogenes Kräfteverhältnis. Wenn sich Prandl als Pianist ins Rampenlicht rücken wollte, hätte er das vielleicht in Trio-Besetzung getan. Er hat sich bei seinem Debüt als Bandleader aber bewusst für ein gleichberechtigtes Quartett entschieden und mit Wolfgang Fuhr einen wendigen Bläser gefunden, der Monolog und Dialog gleichermaßen eloquent meistert.

 „Ich bewundere die Eleganz und Nonchalance von Keith Jarrett und Bill Evans.“ Daniel Prandl (Jahrgang 1979) stammt aus dem bayerischen Städtchen Burghausen an der Salzach, einem dank des Festivals auf der Jazzlandkarte seit über vier Jahrzehnten nicht unbekannten Ort. Nach einer Zwischenstation in Regensburg zog Prandl nach Mannheim und studierte von 2002-2007 Jazz-Klavier an der ortsansässigen Musikhochschule (Diplom und Master-Abschluss mit Bestnote), es folgte ein einjähriges Stipendium an der Sibelius-Akademie in Helsinki. Seitdem hat sich Prandl als feste Größe im Rhein-Neckar-Delta einen Namen als Musiker, Komponist, Bandleader und Pädagoge gemacht.

 „Man sollte auch als Jazzmusiker nicht alles so bedeutungsschwanger nehmen.“ Was er damit meine, frage ich Daniel Prandl. Ob er viele Jazzmusiker kenne, die in den Keller gehen müssten, um zu lachen? „Jazzmusiker sollten noch nicht einmal immer in den Keller gehen, um zu spielen.“ Da ist auch was Wahres dran.

Die CD kann direkt beim Künstler bestellt werden.